Vermehrt Schönes!
Alljährlich im Oktober blickt die internationale Filmwelt gebannt nach Wien, wenn die Viennale für zehn Tage ihre Pforten dem internationalen und nationalen Kinofilm öffnet. Die Erste Bank, als langjähriger Hauptsponsor der Viennale, zeichnet jährlich eines der österreichischen Werke, die auf der Viennale präsentiert werden, mit dem Mehr WERT-Filmpreis aus.
Seit seiner Einführung 2011 sind insgesamt 16 Langfilme von einer unabhängigen Jury mit dem Preis oder einer lobenden Erwähnung geehrt worden. Als Unterstützerin der hiesigen Kulturlandschaft fördert die Erste Bank den internationalen Austausch und lädt die Preisträger:innen zu einem Auslandsaufenthalt in New York ein, wo die Gewinnerfilme in den renommierten Anthology Film Archives präsentiert werden.
Das 10-jährige Jubiläum des Erste Bank Mehr WERT-Filmpreises nimmt der KINO VOD CLUB zum Anlass, euch die Gewinnerfilme der letzten zehn Jahre als Kollektion zu präsentieren. Von Dokumentarfilmen über Spielfilme und Avantgarde Produktionen entsteht eine herausragende Sammlung an Filmschätzen der vergangenen Dekade. Mit dabei unter anderem Der Glanz des Tages und Mr. Universo von Tizza Covi und Rainer Frimmel, deren aktueller Film Aufzeichungen aus der Unterwelt derzeit im Kino zu sehen ist. Mit Zaho Zay , Bitte Warten und Space Dogs sind außerdem drei mehrfach ausgezeichnete Produktionen vertreten, die zum ersten Mal bei uns gestreamt werden können.
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Mehr WERT-Filmpreisträger:innen
ZAHO ZAY – Gewinnerfilm 2020
Regie: Maéva Ranaïvojaona & Georg Tiller, AT/FR/MG 2020, Dokumentarfilm
Maéva Ranaïvojaona, deren Vatersfamilie in Madagaskar wurzelt, zeigt uns eine überfüllte Haftanstalt auf jener Insel und erzählt gemeinsam mit Georg Tiller die Geschichte einer Kolonie der Verdammten: Eine Gefängniswärterin wartet auf die Ankunft ihres kriminellen Vaters; sie imaginiert ihn als Serienmörder, der seine Opfer vom Fall der Würfel bestimmen lässt. Ist er ein Geist? Elemente des Western und des Film noir überhöhen in (alb-) traumhaften Sequenzen den über weite Strecken dokumentarischen Gestus von ZAHO ZAY, der als faszinierend elegischer Breitwand- Hybrid in der gegenwärtigen Kinolandschaft ziemlich allein dasteht. (c) Viennale 2020
Regie: Pavel Cuzuioc, AT 2020, Dokumentarfilm
BITTE WARTEN begleitet Telekommunikationstechniker in Moldavien, Rumänien, Bulgarien und der Ukraine beim Außendienst. Es werden TV-Geräte, Modems, Telefon- und Internetkabel repariert, entwirrt und angeschlossen. Doch eigentlich geht es um das menschliche Streben nach Verbindung und sein Scheitern, um das Dasein in der Warteschleife – oft der einzige Moment für existenzielle Fragen. Jeder Kunde in seinem Wohnzimmer entpuppt sich als sein eigener Planet, und wenn der Techniker auf Kriegsveteranen, Philosophen und alte Frauen trifft, zeigt sich: die Technologie hat die Kommunikation beschleunigt, das Leben ist dasselbe geblieben. (c) Viennale 2020
Regie: Elsa Kremser & Levin Peter, AT/DE 2019, Dokumentarfilm
SPACE DOGS ist ein dokumentarisches Märchen, das von stolzen Moskowiter Straßenkötern erzählt und von ihrer mythischen Vorfahrin: der Hündin Laika, die 1957 als erstes Lebewesen in einer Raumkapsel ins All geschossen worden war. Wir folgen den Hunden durch die Nacht und ins Morgengrauen, und dann kapern sie den Film und machen klar, dass sie keine Haustiere sind und ihr Leben in der Stadt ein Leben in der Wildnis ist. In Archivaufnahmen ertragen die Versuchsobjekte von einst geduldig, was sie nicht begreifen, während die Streuner heute den Leuten mit der Kamera Einblick gewähren in ihre uns fremde Welt. Eine Grenze wird sichtbar, beginnt zu flirren, wird überschritten. (c) Viennale 2019
Regie: Friedl vom Gröller, AT/FR, 2018, Kurzfilm/Experimentalfilm
L’AVENIR? DE F.V.G.? beginnt mit einem Schwenk entlang einer Galerie großer Waschmaschinen in einem Waschsalon. In der Drehbewegung erfasst die Kamera auch eine Frau, sie sitzt leger auf einem Tisch und schaut nach links oben – also quasi zurück, nämlich gegen die Richtung, in die die Kamera sich bewegt. Ihr Ausdruck hat etwas unbestimmt Fragendes. Was ist es? Die Kamera kommt vor dem Bullauge eines Elektrolux Wascator zum Stillstand und schneidet dann ohne zu zögern auf die Frau in der Halbtotalen: Corinne ist ein wortwörtlicher Talking Head. Sie spricht Gebärdensprache. Dazu benutzt sie alle Fasern ihres im Kader sichtbaren Körpers: Mund, Augen, die verschiedensten Muskeln ihres Gesichts. Sie zieht die Schultern an und lässt sie wieder hängen. Aber ihre langen, schlanken Hände und Finger, deren Beweglichkeit von den schillernden, auf ihrem rechten Arm tanzenden Armbändern betont werden, sind das Zentrum ihrer Sprache. (c) sixpackfilm
CHAOS – Gewinnerfilm 2018
Regie: Sara Fattahi, LB/AT/QA/SY 2018, Spielfilm
Friedenszeiten? Was ist das? Ist doch der Krieg in den Traumata der Vertriebenen allerorten allgegenwärtig. In Damaskus legt eine Mutter dem ermordeten Sohn täglich frische Kleidung aufs Bett. In Schweden bannt eine Geflüchtete manisch den erlittenen Schrecken in Collagen. Eine andere in Wien verhält sich unauffällig, stumm, an der Grenze zum Verschwinden. Ingeborg Bachmann liest ihr Gedicht „Exil“ und gibt den vom Bodenlosen und vom Unsagbaren handelnden Bildern Halt; den wie verwischten, zittrigen, abschweifenden Bildern, in denen Identitäts- wie Heimatverlust sich abbilden. Ein Blick sorgenvoller Angst, durch Tränen, auf verlorene Seelen – beunruhigt, beunruhigend, zwingend. (c) Viennale 2018
STYX – Gewinnerfilm 2018
Regie: Wolfgang Fischer, DE/AT 2018, Spielfilm
Es hatte eigentlich ein Urlaub werden sollen. Ein Einhandsegeltörn von Gibraltar nach Ascension Island. Doch eines Morgens nach einem Sturm findet sich die Notärztin Rike auf ihrer Yacht in der Nähe eines mit Flüchtlingen überladenen, havarierten Fischkutters wieder. Rike setzt die Routinen der Rettung in Gang, doch die gelten nicht für alle. Ganz konkret wird hier das Abstrakte verhandelt: Not und Verantwortung, Versagen und Mitgefühl, die Angst, aus der Verzweiflung wird, und die Erfahrung der Ohnmacht, die einen Menschen zeichnen kann für immer. In STYX findet sich kein falscher Ton und keine tröstende Lüge; ein Film wie ein Hammerschlag. Kein Hilferuf, ein Aufschrei. (c) Viennale 2018
GWENDOLYN – Gewinnerfilm 2017
Regie: Ruth Kaaserer, AT 2017, Dokumentarfilm
Gwendolyn ist das Porträt einer beeindruckenden Frau, die sich ohne Furcht den Herausforderungen ihres Lebens stellt. Es ist ein Film über das Älterwerden, über Grenzen und Möglichkeiten und letztendlich ein Film über eine große Abenteurerin. Erst spät entdeckte die in London lebende, gebürtige Österreicherin und pensionierte Anthropologin Gwendolyn Leick ihre zweite Leidenschaft. Mit fünfzig betrat sie zum ersten Mal einen Gewichtheberklub, mit sechzig überraschte sie sämtliche Kritiker und wurde dreifache Weltmeisterin. (c) Stadkino Wien
Regie: Tizza Covi & Rainer Frimmel, AT 2016, Spielfilm
Der junge Löwendompteur Tairo ist mit seinem Leben unzufrieden und nimmt das Verschwinden seines Talismans zum Anlass, seinen Alltag hinter sich zu lassen. Er fährt quer durch Italien auf der Suche nach Arthur Robin, einem ehemaligen Mister Universum, der ihm den Glücksbringer vor langer Zeit geschenkt hat. Eine filmische Reise, die sich von rationalen und irrationalen Kräften leiten lässt. (c) Stadkino Wien
Regie: Katharina Copony, AT/IT 2016, Dokumentarfilm
Die Kamera ist unbeweglich: Sie zeigt verschiedene Ansichten eines Waldes aus uralten Korkeichen; man hört Kuhglocken und Frauenstimmen, die rätselhafte Worte flüstern. Aus dieser atmosphärischen Studie entwickelt sich mit langsam anschwellender Intensität eine kinematografische Meditation über den Karneval in einem sardischen Dorf: Groteske Maskenmenschen, Feuerzauber, Blumenmädchen, Buschgespenster, wilde, polyphone Chorgesänge. Ein fulminanter Taumel der Zeichen, die sich nicht lesen lassen. Am Schluss friert der Film wieder zu einem Standbild ein: «Stehend träumen wir, beinahe regungslos.» (c) Viennale
Regie: Jakob Brossmann, AT/IT/CH 2015, Dokumentarfilm
Nach den Tragödien des Herbstes ist auf der „Flüchtlingsinsel“ Lampedusa der Winter eingekehrt. Die Touristen haben die Insel verlassen. Die letzten Flüchtlinge kämpfen um einen Transfer auf das Festland. Ein Fährunglück isoliert die Insel. Nachdem die Flüchtlinge endlich mit dem Flugzeug verlegt werden, beginnen die Fischer einen verzweifelten Streik: Um eine Verbesserung der Fährverbindung zu erzwingen, blockieren sie den Hafen. Nun ist die Insel von jeglicher Versorgung abgeschnitten. Die winzige Gemeinschaft am Rande Europas ringt verzweifelt um ihre Würde – und um Solidarität mit den afrikanischen Bootsflüchtlingen, die viele Menschen für den Grund der andauernden Krise halten. (c) Miramonte/Finali Film & Wortschatz Produktion
MACONDO – Gewinnerfilm 2014
Regie: Sudabeh Mortezai, AT 2014, Spielfilm
Ramasan muss viel Verantwortung übernehmen für einen Elfjährigen. In der traditionellen tschetschenischen Gesellschaft gilt er seit dem Tod seines Vaters als Mann im Haus, der sich um seine Mutter und seine zwei jüngeren Schwestern kümmern muss. Seine Welt ist in Macondo angesiedelt, einer rauen Flüchtlingssiedlung mitten im Industriegebiet am Stadtrand von Wien. Ramasan spricht viel besser Deutsch als seine Mutter Aminat und er agiert bei Amtswegen oft als Übersetzer für sie. Aminat ist auf seine Hilfe angewiesen, muss sie doch mit dem Verlust ihres Mannes, der Flucht aus Tschetschenien und dem harten Alltag als berufstätige, alleinerziehende Mutter in einer fremden Gesellschaft zurechtkommen. Ramasans enge Welt bricht auf als Isa, ein Kriegskamerad des toten Vaters, in die Wohnsiedlung einzieht. Isa stattet der Familie einen Besuch ab und übergibt Ramasan die Uhr des Vaters und ein Familienfoto, das dieser immer bei sich getragen hatte. Diese Begegnung erweckt Ramasans Interesse an seinem Vater. Er sucht Isas Nähe, doch der geheimnisvolle Außenseiter gibt nichts über die Vergangenheit preis. Isa öffnet sich schrittweise und es entwickelt sich zwischen den beiden eine Beziehung, die Ramasan hilft, sich seiner Urangst zu stellen. Isa könnte eine neue, viel menschlichere Vaterfigur werden als die abstrakte Erinnerung an den toten Kriegshelden am Familienaltar. Doch als Aminat beginnt, sich für Isa zu interessieren, beginnt für Ramasan ein emotionaler Konflikt. Er fühlt den Drang das Bild des toten Vaters zu beschützen … (c) freibeuterfilm
Regie: O.N.L.S.D, Leo Calice & Gerhard Treml, AT/US 2014, Experimentalfilm
Multinarrative Topografien zu erschaffen, ist das Ziel des Kreativkollektivs EDEN’S EDGE; den einer bestimmten Landschaft womöglich innewohnenden Geschichten vielschichtig Gestalt zu verleihen, seine Strategie. Hier sind es drei verwandte, vogelperspektivisch animierte und von jeweils einer Erzählfigur bevölkerte Miniaturen, welche die kalifornische Wüste auf ihr performatorisches, repräsentatives, paradoxes, jedenfalls mehrdeutiges Erzählpotenzial als kargen Lebens- oder Kunstinstallationsraum, als Testgebiet, Prärie und Schauplatz der Mythenbildung von Ureinwohnern abklopfen. (c) Viennale 2014
Regie: Gustav Deutsch, AT 2013, Spielfilm
Shirley ist eine Frau im Amerika der 30er, 40er, 50er und frühen 60er Jahre. Eine Frau, die in ihrem beruflichen und gesellschaftspolitischen Engagement den Lauf der Geschichte mitbestimmen möchte. Eine Frau, die die Wirklichkeit der Depressionsjahre, des Weltkriegs, der McCarthy Ära, der Rassenkonflikte und Bürgerrechtsbewegungen nie als Gegebenheit ansieht, sondern als gemacht und veränderbar. Eine Frau, die als Schauspielerin mit der Inszenierung von Realität vertraut ist, sie hinterfragen und selbst gestalten kann, eine Schauspielerin, die nicht in der Einzelkarriere und als Star ihre Zukunft und Bestimmung sieht, sondern als Mitglied eines Kollektivs gesellschaftliche Wirksamkeit des Theaters anstrebt. Eine Frau, die sich mit dem herrschenden Rollenbild einer Ehegattin nicht identifiziert und trotzdem einen Lebenspartner haben möchte. Eine Frau, die sich im Moment der beruflichen Krise nicht arrangiert, keine Kompromisse eingeht und sich trotzdem nicht scheut, Jobs anzunehmen, die ihr das Überleben sichern. Eine Frau, die sich im Moment der privaten Krise für den Partner entscheidet und ihre beruflichen Interessen zurückstellt. Eine Frau, die auf politische Repression mit Wut aber nicht mit Verzweiflung reagiert und die für Verrat nur Verachtung über hat. Shirley, das ist die Geschichte einer attraktiven, charismatischen, engagierten, emanzipierten Frau. In 13 durch den Film zum Leben erweckten Gemälden von Edward Hopper wird die Geschichte einer Frau erzählt, die uns durch ihre Gedanken, Gefühle und Reflexionen eine Epoche der Amerikanischen Geschichte betrachten lässt. (c) Stadtkino Wien
Regie: Juri Rechinsky, AT/UA 2012, Dokumentarfilm
Der Film dokumentiert das lowlife einer Gruppe drogensüchtiger Straßenkinder, die sich in einem vermüllten Keller in Odessa im Elend eingerichtet haben. Gelegentlich kriechen sie wie Beckett-Figuren durch ein Loch heraus, um an einem Alltagsleben teilzuhaben, das nichts von ihnen wissen will. Der zweite Teil des Films setzt einige Jahre später ein: Die Kids sind nun erwachsen und wollen sich wenigstens ein kleines Stück bürgerlicher Normalität erkämpfen. Doch wohin sie auch gehen: Sie treffen nur auf Hass, Ablehnung und unverhohlenen Sadismus. Selten hat der Spruch «Du hast keine Chance, aber nutze sie!» eine so sinistre Resonanz gehabt wie hier. (c) Viennale 2014
Regie: Tizza Covi & Rainer Frimmel, AT 2012, Spielfilm
Philipp Hochmair ist ein junger erfolgreicher Schauspieler mit Engagements an den großen Bühnen in Wien und Hamburg. Sein Leben ist vom Einstudieren neuer Texte, von Proben und Aufführungen bestimmt. Dadurch verliert er immer mehr den Bezug zur Realität des Alltags. Als er auf seinen vagabundierenden Onkel Walter trifft, zu dem er eine ambivalente Freundschaft aufbaut, und mit dem Schicksal seines Nachbarn Viktor konfrontiert wird, wird er daran erinnert, dass das Leben keine Bühne ist. (c) Vento Film
Regie: Gerald Igor Hauzenberger, AT 2011, Dokumentarfilm
Antiterroreinheiten überfallen Tierschützer wie Staatsfeinde. Es folgt monatelange Inhaftierung ohne konkrete Beweise. Trotz schärfster Ermittlungsmaßnahmen wie „großer Lauschangriff“, Rasterfahndung, Peilsender und Handyortungen fehlen bei den 13 Angeklagten laut Anwälte jegliche Beweise für Sachbeschädigungen mit Tierschutzbezug. Über zwei Jahre wurde ermittelt. Nun gibt es seit März 2010 einen Strafprozess, der nahezu ein Jahr dauern wird. Der Film folgt mehreren Hauptbeschuldigten von ihrer Entlassung aus der Untersuchungshaft bis zu ihrem Prozess. Politikerinnen, Menschenrechts- und Sicherheitsexperten kommentieren diesen österreichischen Sonderfall. Es steht viel auf dem Spiel, denn gemäß §278a kann kann für zivilen Ungehorsam und Einfluss auf Wirtschaft und Politik eine Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren Haft verhängt werden. (c) Filmfonds Wien