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Female Voices - Österreichische Filmemacherinnen im Fokus
Das längst überfällige Aufweichen patriarchalischer Strukturen hat mit dem Ende des 20. Jahrhunderts auch endlich die Filmbranche erreicht. Der österreichische Film wird zunehmend von einer mondänen weiblichen Hand geprägt, die ihren Abdruck in der Filmlandschaft hinterlässt: Österreichische Regisseurinnen im Portrait.
Es ist ein positives Zeichen, wenn im vergangenen Filmjahr bedeutende Frauen vor der Kamera porträtiert und hinter der Kamera ausgezeichnet wurden (Großer Diagonale-Preis für Sabine Derflinger und Die Dohnal, Viennale Spezialpreis der Jury für Sandra Wollner und The Trouble With Being Born). Die Richtung stimmt, sagen manche, aber selbst in einem so kreativen und liberalen Umfeld wie dem Filmschaffen ist der Weg zu einem Frauenanteil von 50% noch ein weiter. Wenn sich auch die aktuelle Lage der geschlechterspezifischen Verhältnisse in der österreichischen Filmbranche stetig bessert, spricht der 2018 präsentierte Gender Report des Österreichischen Filminstituts* der heimischen Filmbranche kein besonders gutes Zeugnis aus: Nurjeder fünfte Film wurde von einer Frau inszeniert und lediglich 22% aller Fördergelder gehen an Projekte von Filmemacherinnen.
Mehr Sichtbarkeit für Frauen* in der Filmbranche
Glücklicherweise tut sich aber einiges: rund um den 2010 gegründeten Verein FC Gloria zur Vernetzung und gegenseitigen Unterstützung von Frauen* in der Filmbranche, breitet sich immer mehr ein bewusstes Mindset aus. Der vom Verein initiierte Drehbuchwettbewerb „If she can see it, she can be it!„, die FC Gloria Filmpreise sowie Workshops für Produzentinnen, sollen Frauen in jeglichen Filmberufen fördern. Unter dem Label POOL betreiben sie eine eigene Datenbank von aktiven Frauen* in der österreichischen Filmbranche. Auch in der Förderlandschaft ist durch das Gender Incentive(zusätzliche Fördersumme, wenn Kernpositionen von Frauen besetzt sind) ein neuer Parameter zur Vergabe eingeführt worden – und in der Festivallandschaft sind die jährlich stattfindenden Frauenfilmtage ein fixer Bestandteil.
Die Initiative für Geschlechtergerechtigkeit in der österreichischen Filmförderung hat außerdem erst kürzlich die Petition No Change Without Change gestartet, die die Einführung einer Geschlechterquote für die Vergabe von Filmfördermitteln fordert. Flankiert werden soll diese Maßnahme von einem Paket an Gleichstellungsmaßnahmen, die zu mehr Diversität führen sollen.
Female Voices im VOD CLUB
Wir freuen uns sehr, die Werke großartiger österreichischer Regisseurinnen zu highlighten – und zahlreiche FEMALE VOICESim KINO VOD CLUB zu präsentieren. Hier eine Auswahl:
Barbara Albert wurde 1970 in Wien geboren. Sie studierte zunächst Theaterwissenschaft, Germanistik und Publizistik, bevor sie 1991 mit dem Regie- und Drehbuchstudium an der Wiener Filmakademie begann. Ihren international erfolgreichen Kurzfilmen folgte der erste Langspielfilm „Nordrand“, der 1999 bei den Filmfestspielen in Venedig gezeigt wurde. Im Jahr 2009 gründete Barbara Albert gemeinsam mit anderen österreichischen Filmschaffenden die Akademie des Österreichischen Films. Ihr Film „Die Lebenden“mit Anna Fischer in der Hauptrolle feierte im September 2012 seine Weltpremiere. Barbara Alberts aktuellster Film „Licht“ feierte am Toronto International Film Festival 2017 seine Premiere und wurde u.a. im Rahmen des Österreichischen Filmpreises 2018 in fünf Kategorien ausgezeichnet. Foto: Heribert Corn
Ruth Beckermann ist in Wien geboren, wo sie auch ihre Kindheit verbrachte. Nach dem Studium der Publizistik und Kunstgeschichte mit Studienaufenthalten in Tel Aviv und New York arbeitete sie als Journalistin für verschiedene Zeitschriften in Österreich und der Schweiz. 1978 gründete sie mit zwei Kollegen den Verleih Filmladen. In dieser Zeit entstanden ihre ersten Filme und Bücher. Seit 1985 arbeitet Ruth Beckermann als freie Autorin und Filmschaffende. Zu ihren Filmen zählen „Die papierene Brücke“, „Jenseits des Krieges“ und „American Passages“. Ihr Film „Die Geträumten“ (2016) wurde bei der Diagonale 2016 als bester Spielfilm ausgezeichnet und gewann fünf weitere Preise. 2018 wurde „Waldheims Walzer“ bei den Filmfestspielen in Berlin mit dem „Glashütte-Original Preis“ für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet. 2019 schuf Ruth Beckermann für die Salzburger Festspiele die Installation „Joyful Joyce“. Foto: Lukas Beck
Sabine Derflinger, geboren in Oberösterreich, studierte an der Filmakademie Wien in den Fachrichtungen Buch und Dramaturgie. Seitdem verfolgte sie ihre Filmkarriere im Bereich Drehbuch und Regie und drehte verschiedene preisgekrönte Spielfilme und Dokumentationen. 2010 wurde sie auch als Produzentin aktiv und gründete ihre eigene Produktionsfirma Derflinger Film, zusätzlich führte sie auch bei div. Fernsehproduktionen in Deutschland und Österreich Regie. 2020 wurde sie mit dem „Großer Diagonale-Preis – Bester Dokumentarfilm“ für die Dokumentation „Die Dohnal“ ausgezeichnet. Foto: Sabine Derflinger
Teresa Distelberger ist 1981 geboren und wuchs in der niederösterreichischen Kleinstadt Herzogenburg auf. Sie studierte in Wien, Paris und Lancaster die Fächer Angewandte Sprachwissenschaften, Film und Gender Studies. 2020 absolvierte sie das Masterstudium „Arts in Practice“ am Dutch Art Institute. Neben Kurz- und Dokumentarfilmen realisiert sie Performances, Installationen und dialogische Kunsträume. 2017 kam der Film „Die Zukunft ist besser als ihr Ruf“ in die Kinos, ausgezeichnet mit der ROMY 2018 als „Beste Kino-Doku“. „Rettet das Dorf“ist ihr erster Langdokumentarfilm, den sie als alleinige Regisseurin verantwortet.
Jessica Hausner ist in Wien geboren und studierte an der Filmakademie Wien Regie. Internationale Beachtung bekam sie 2001 mit „Lovely Rita“. Bei „Hotel“ bezog sie sich 2004 auf das Genre des Psychothrillers. Gemeinsam mit Barbara Albert, Antonin Svoboda und Martin Gschlacht gründete sie 1999 die Wiener Filmproduktionsfirma coop99. 2009 erhielt sie für ihren Film Lourdeseine Einladung zum Wettbewerb der 66. Filmfestspiele von Venedig und wurde mit dem FIPRESCI-Preis ausgezeichnet. Auf der 47. Viennale erhielt sie für Lourdes den Wiener Filmpreis für den besten Spielfilm. 2014 wurde ihr Spielfilm „Amour Fou“ bei den Filmfestspielen von Cannes in der Reihe „Un Certain Regard“ präsentiert und zum Eröffnungsfilm der Viennale gewählt. Im Juni 2017 wurde bekanntgegeben, dass Jessica Hausner zum Mitglied der Oscar-Akademie ernannt wurde. Mit 1. Dezember 2020 wurde sie außerdem als Professorin für Regie an die Filmakademie Wien der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien berufen. Foto: Evelyn Rois
Marie Kreutzer wurde in Graz geboren und studierte Drehbuch an der Filmakademie Wien. Ihr Spielfilmdebüt „Die Vaterlosen“ feierte 2011 auf der Berlinale seine Weltpremiere. Ihr zweiter Spielfilm „Gruber geht“ (2015) war für den österreichischen Filmpreis nominiert und erhielt eine lobende Erwähnung als „Besten Film“ beim Zürich Film Festival. Ihr dritter Spielfilm „Was hat uns bloß so ruiniert“ wurde 2016 ebenfalls im Wettbewerb des Zürich Film Festival uraufgeführt. Marie Kreutzers aktuellster Film „Der Boden unter den Füßen“ feiert seine Weltpremiere im Wettbewerb der 69. Internationalen Filmfestspiele Berlin. Foto: Christine Ebenthal
Sudabeh Mortezai wurde in Ludwigsburg geboren und verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Wien und Teheran. Sie studierte zunächst Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien, später Film an der UCLA in Los Angeles. Es folgten verschiedene Kurz- und Dokumentarfilme, bis sie im Jahr 2014 mit „Macondo“ ihren ersten Spielfilm vorstellte. Der Film erhielt eine Einladung in den Wettbewerb der 64. Berlinale. Ihr zweiter Spielfilm „Joy“ (2018) wurde zu den 75. Filmfestspielen von Venedig in die Sektion Giornate degli Autori eingeladen und international mit Filmpreisen ausgezeichnet (Max Ophüls Preis, Wiener Filmpreis – Viennale, Bester Spielfilm – Österreichischer Spielfilm). Mortezai ist Mitgründerin der Filmproduktionsgesellschaft FreibeuterFilm. Foto: M. Blaszczuk
Katharina Mückstein wuchs in Bad Vöslau auf. Ihrer Kindheit folgte ein Studium der Philosophie und Gender Studies, dann ein Regiestudium an der Filmakademie Wien. 2010 gründete sie La Banda Film, auch war sie Mitbegründerin von FC Gloria. Für ihr Filmdebut „Talea“wurde sie 2013 mit dem Max Opüls Preis ausgezeichnet, ihr zweiter Spielfilm „L’Animale“ wurde 2018 zur Berlinale in die Sektion Panorama eingeladen. Mit „Tiere und andere Menschen“ schuf sie 2017 ihren ersten Dokumentarfilm, der über den Alltag des Wiener Tierschutzhauses handelt. Foto: Max Lottermann
Anja Salomonowitz studierte Film in Wien und Berlin und lernte auch als Assistentin von Ulrich Seidl. Sie entwickelte für ihre Filme eine eigene Filmsprache, in der reale menschliche Erfahrungen durch künstlerische Verfremdung verdichtet werden. Sie ist bekannt dafür, dass ihre Filme explizit politisch sind und in ihrer künstlerischen Form die Grenzen und Möglichkeiten des Dokumentarischen erweitern. Alle ihre Filme wurden international beachtet und erhielten zahlreiche Filmpreise. „Kurz davor ist es passiert“ erhielt u.a den Caligari Filmpreis der Berlinale und den Artistic Innovation Award in Mar del Plata. Anja Salomonowitz war 2014/15 Obfrau von dok.at, 2016/17 Obfrau des Verbands Filmregie Österreich und 2014-2017 im Aufsichtsrat des österreichischen Filminstituts. Sie unterrichtete künstlerischen Dokumentarfilm an verschiedenen Universitäten und Filmfestivals und arbeitet als Dramaturgin für Dokumentarfilme beim Drehbuchforum Wien. Ihr letzter Film „Dieser Film ist ein Geschenk“ ist ein poetischer Dokumentarfilm über den Künstler Daniel Spoerri, der u.a im Museum moderner Kunst oder bei der ArtBerlin gezeigt wurde. Anja Salomonowitz arbeitet aktuell an einem politischen Dokumentarfilm über die FEMEN-Aktivistin Inna Shevshenko und an einem hybriden Portrait der österreichischen Malerin Maria Lassnig. Foto: Rigaud
Frauen im Österreichischen Film*
jeder 5. Film wird von einer Frau inszeniert
rund 80% der Förderungen gehen an Projekte mit Männern in Regie, Produktion, Drehbuch
fast die Hälfte der Studierenden an der Filmakademie ist weiblich, jedoch nur 30% weibliche Lehrende und 10% Professorinnen
(*Gender Report 2012-2016, im Auftrag des ÖFI und BKA)