Für alle, die nicht beim Festival dabei sein konnten, Filme verpasst haben oder einfach neugierig geworden sind: Das Crossing Europe geht weiter! Ein Ausschnitt aus dem facettenreichen Festivalprogramm ist für kurze Zeit im KINO VOD CLUB verfügbar: Von 2. Mai bis 2. Juni 2022 sind vier Spielfilme und sechs Dokumentationen bei uns zu sehen.
Unsere filmische Reise führt uns von Großbritannien über Frankreich und Spanien mit einem Abstecher über Skandinavien bis nach Nordmazedonien . Wir erfahren unter anderem, was aus einem einstmaligen Skateboard-Star geworden ist, wie in einer nordirischen Bubenschule der Zugang zu Philosophie und kritischem Denken gelingt und wie schwierig sich das Erwachsenwerden für ein junges Mädchen mit drei Familiengenerationen unter einem Dach gestaltet.
Wir empfehlen euch außerdem die Kuratierung der beiden Festivalleiterinnen mit Crossing Europe Filmen der letzten Jahre.
Wir wünschen gute Unterhaltung mit dem Crossing Europe VOD Streamingangebot 2022 !
Crossing Europe im KINO VOD CLUB Trailer:
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BONNE MÈRE / Good Mother
R.: Hafsia Herzi, FR 2021, 99 min, Französisch, OmeU, Teil des Programms European Panorama Fiction
Die Marseillerin Nora ist das Herz und die Seele ihrer großen Familie, die sie mit Liebe, aber auch ihrem kleinen Einkommen unterstützt: Am Morgen arbeitet sie als Reinigungskraft, am Nachmittag als Pflegerin. Als ihr Sohn eines Tages wegen eines Überfalls auf eine Tankstelle verhaftet wird, tut Nora nach anfänglichem Schock alles, um ihn im unerbittlich näherkommenden Prozess zu unterstützen … Mit dokumentarisch anmutender Handkamera erzählt Herzi eine Geschichte, die sowohl von brennenden sozialen Fragen erzählt, wie sie – nicht zuletzt dank der authentischen Laiendarstellerin Halima Benhamed in der Hauptrolle – zu berühren vermag. (Oliver Stangl)
FILM BALKONOWY / The Balcony Movie
R: Paweł Łoziński, PL 2021, 100 min, Polnisch, OmeU, Teil des Programms European Panorama Documentary
Łoziński richtet die Kamera vom Balkon seiner Wohnung in Warschau aus auf die Straße und fragt die Vorübergehenden nach ihrem Befinden und nach ihrer Meinung. Wer stehen bleibt, um etwas mitzuteilen, muss nach oben sehen. Einmal fragt auch einer, ob er, der Filmemacher, sich in seinem Beichtstuhl wohl fühle. Doch selbst wer in diesem Ausschnitt gegenwärtiger Wirklichkeit nicht „Gott und die Welt“ erblickt, bekommt in den mitunter überraschend spielerischen Interaktionen allerhand geboten: schwierige Fragen, beiläufige Antworten, profunde Erkenntnisse. Nicht zuletzt die, wie wichtig es ist, den Mund aufzumachen und auf offene Ohren zu treffen. (Alexandra Seitz)
MAGALUF GHOST TOWN
R: Miguel Ángel Blanca, ES/FR 2021, 93 min, Spanisch, OmeU, Teil des Programms European Panorama Documentary
Der mallorquinische Ort Magaluf ist vor allem für eine Partymeile berüchtigt, die jährlich von einer Million Menschen gestürmt wird. Im Zuge der Corona-Pandemie sorgten zudem zahlreiche Verstöße gegen Abstandsregeln für Schlagzeilen. Blanca widmet sich diesem (Nicht-)Ort, indem er die Exzesse behutsam mit dem Alltag einer Pensionistin, eines Studenten und einer Immobilienmaklerin kontrastiert. Dokumentarisches wird mit Fiktion akzentuiert, etwa wenn der Student mit Schauspielambitionen sich in düsteren Fantasien ergeht. Dazwischen gelingen Blanca geradezu apokalyptische Bilder – beispielsweise, wenn er verschmutzte frühmorgendliche Straßen zeigt, über die Betrunkene wie Zombies torkeln. (Oliver Stangl)
NË KËRKIM TË VENERËS / Looking for Venera
R: Norika Sefa, XK/MK 2021, 111 Minuten, Albanisch, OmeU/OmdU, Teil des Programms Competition Fiction
Die pubertierende Venera lebt in einem kleinen Dorf im Kosovo und versucht, aus dem traditionellen, streng hierarchischen Umfeld auszubrechen. Zu Hause leben drei Generationen unter einem Dach, Privatsphäre ist quasi nicht vorhanden und auch außerhalb der eigenen vier Wände hat im kleinen Dorf stets irgendjemand ein Auge auf sie. Venera versucht, ihren eigenen Weg zu finden und erste Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht zu sammeln, hat dabei aber kaum positive Vorbilder oder gesunde Unterstützung. Eine einfühlsame Coming-of-Age-Geschichte, der der subtil-beobachtende Kamerastil einen dokumentarischen Touch verleiht. (Ines Ingerle)
NELLY & NADINE
R: Magnus Gertten, SE/BE/NO 2022, 92 min, Französisch/Englisch/Schwedisch/Spanisch, OmeU/OmdU, Teil des Programms Competition Documentary
1944 im Konzentrationslager Ravensbrück: Die Opernsängerin Nelly singt für die gefangenen Frauen und eine von ihnen wünscht sich ein Lied aus „Madame Butterfly“. Es ist das erste Mal, dass sich Nelly und Nadine begegnen, und der Beginn einer großen Liebe. Gemeinsam mit Regisseur Magnus Gertten stellt sich Nellys Enkelin Sylvie dem Vermächtnis ihrer Großmutter, das jahrelang in einer großen Kiste verschlossen war. In Form von Fotografien, Filmen und Tagebucheinträgen erfährt Sylvie von den Erinnerungen ihrer Großmutter an das KZ, aber auch von der lebenslangen Beziehung von Nelly und Nadine, die innerhalb der Familie nie offenbart wurde. (Angela Sirch)
NIEMAND IST BEI DEN KÄLBERN / No One’s with the Calves
R: Sabrina Sarabi, DE 2021, 116 min, Deutsch, OmeU, Teil des Programms Competition Fiction
Das Landleben könnte schön sein, ist es aber nicht – zumindest nicht für die junge Christin. Der Alltag in der deutschen Provinz bietet ihr keine Reize, die Beziehung zu ihrem Mann ist stumpf und Eintönigkeit hat sich wie ein schwerer Teppich auf ihr Gemüt gelegt. Dabei brodelt unter der Langeweile eine enorme Neugierde, unbändige sexuelle Sehnsucht, der Hunger auf etwas anderes, Neues. Christin will raus aus diesem Leben – wohin, das weiß sie nicht, aber die Richtung ist klar. Eine in bewegten, eindrucksvollen Bildern erzählte Geschichte über Agonie und das Verlangen nach Veränderung – getragen von der herausragenden Hauptdarstellerin Saskia Rosendahl. (Ines Ingerle)
POSLIJE ZIME / After the Winter
R: Ivan Bakrač, ME/RS/HR 2021, 101 min, Serbisch/Montenegrinisch, OmeU, Teil des Programms Competition Fiction
Fünf Freund:innen, die sich schon seit ihrer Kindheit in einer montenegrinischen Kleinstadt kennen, sind über das ganze Gebiet Ex-Jugoslawiens zerstreut. Im Lauf eines Jahres müssen die Mittzwanziger:innen als Nachkriegsgeneration zwischen den Stühlen ihren Platz im Leben finden, sich mit emotionalen und ökonomischen Problemen sowie vor allem mit Fragen ihrer Identität herumschlagen. Der episodische Ensemblefilm des montenegrinischen Regisseurs Ivan Bakrač besticht vor allem durch einen unprätentiösen Stil, der dem Slackertum der Protagonist:innen perfekt entspricht, und großartigen darstellerischen Leistungen. (Günter Pscheider)
LA RESTANZA
R: Alessandra Coppola, BE/IT 2021, 92 min, Italienisch, OmeU, Teil des Programms Architektur und Gesellschaft | Architecture and Society
Coppolas Debütfilm führt uns ins südliche Apulien, in den Salento – eines der schönsten Gebiete Italiens, dessen Dörfer sich jedoch über Jahrzehnte hinweg entvölkert haben. Hier findet sich eine Gruppe junger Leute zusammen, die mit großem Engagement und aus Überzeugung die überwucherten Böden ihres Dorfes freilegen, um sie mit ökologischen Anbaumethoden landwirtschaftlich zu reaktivieren. Gemeinsam mit neu angekommenen Migrant:innen und der alten Generation bestellen sie das Land, kultivieren Saatgut, gründen eine Genossenschaft und bauen die ruinöse Gemeinschaftsmühle des Dorfes wieder auf. (Lotte Schreiber)
THE SCARS OF ALI BOULALA
R: Max Eriksson, SE/NO 2021, 106 min, Englisch/Schwedisch, OmeU, Teil des Programms European Panorama Documentary
Der Skateboarder Ali Boulala war erst 16 Jahre alt, als er in den neunziger Jahren von Flip Skateboards unter Vertrag genommen wurde. Er übersiedelte nach L.A., stellte fortan sein Können auf der ganzen Welt unter Beweis und wurde als charismatisches Wunderkind mit Punk-Attitüde gefeiert. Das ausgelassene Leben rund um Pipelines, Ruhm und Partys gipfelte in einem tragischen Unfall, der Boulalas Leben mit einem Schlag änderte. Die mit einer waghalsigen, atmosphärischen Mischung erzählte Geschichte von Erfolg und Trauma, von Verletzungen und inneren Wunden, die stets die äußeren überdauern. (Ines Ingerle)
YOUNG PLATO
R: Neasa Ní Chianáin, Declan McGrath, IE/GB/FR/BE 2021, 102 min, Englisch, OV, Teil des Programms European Panorama Documentary
Die Holy Cross Boys Primary School liegt in Ardoyne, einem eher ärmlichen Viertel im Norden von Belfast, in dem die Troubles nicht nur in Form zahlreicher Wandgemälde noch hartnäckig präsent sind. Mitten in dieser von alten Konflikten aufgeladenen Umgebung bringen der bemerkenswerte Direktor Kevin McArevey und sein engagiertes Team den Buben das philosophische, somit das kritische Denken bei und arbeiten unermüdlich an deren Herzensbildung. Gewalt soll keine Option mehr sein und ist doch allgegenwärtig. Unermüdlich und unverdrossen tragen sie – Lehrer, Helfer:innen, Schüler – bei zur Verbesserung der Welt; wenn man das so sieht, keimt Hoffnung. (Alexandra Seitz)
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